Intensivpflege mit Corona

Der Job eines Intensivpflegers ist immer wichtig – während der Corona-Pandemie kommt den Pflegekräften auf der Intensivstation jedoch eine besondere Bedeutung zu. Täglich werden mehr Covid-19 Patienten auf den Intensivstationen versorgt. Auch im Landkreis Waldeck-Frankenberg. Was dies bedeutet und wie sich die Arbeit auf der Intensivstation im Stadtkrankenhaus Korbach verändert hat erzählen die Teamleiterin der Intensivpflege Maria Belen Cespon-Perez, Sven Dannenhaus (Fachpfleger) und Sabrina Stange (Gesundheits-und Krankenpflegerin) im persönlichen Gespräch:

Sie arbeiten täglich mit Covid-19-Patienten. Wie geht es Ihnen und Ihren KollegInnen aktuell bei Ihrer Arbeit auf der Intensivstation?
Die Arbeit ist sehr belastend, wir können jedoch gut im Team arbeiten. Jeder hilft, wo er kann. Der Arbeitsaufwand ist sehr hoch und auch die Überstunden gehen in die Höhe. Zum Glück können wir im Stadtkrankenhaus aktuell auf noch genug Kollegen/innen zurückzugreifen. Auch ermöglicht uns der Arbeitgeber für die momentane Akutsituation auf mehr Personal zuzugreifen, um die Mehrarbeit zu bewältigen. Und auch die Bereitschaft aus den eigenen Reihen einzuspringen ist in dieser momentanen Krise sehr hoch. Trotzdem wünschen wir uns alle so bald wie möglich eine Rückkehr zu einem Arbeitsleben wie vor der Pandemie!

In der Pandemie spielt Schutzkleidung eine wichtige Rolle. Wobei handelt es sich dabei und was bedeutet das für Ihren Arbeitsalltag auf der Intensivstation?
Wir tragen wasserundurchlässige Kleidung, Hauben, Handschuhe, Schutzbrillen, Visiere und FFP2/3-Masken. Zudem verbringt jeder Mitarbeiter eine Dienstlänge im Isolationsbereich. In dieser Vollausrüstung ist es extrem warm, man schwitzt immens und man ist „froh“, dass momentan kein Sommer ist. Unter den FFP2/3-Masken bekommt man sehr schlecht Luft und man hat ein beengendes Gefühl. Ein bis zwei Kollegen sind mit Arzt im Patientenzimmer, zusätzlich ist noch ein Kollege vor der Zimmertür, um Materialien anzureichen. Dieser kurze Einblick lässt erahnen, welch hohes Arbeitsaufkommen auf uns liegt und lastet.

Hat das Virus Ihre Arbeit verändert?
Ja, man kommt nicht wirklich dazu, etwas zwischendurch etwas zu trinken, geschweige denn in den regulären Pausen zur Ruhe zu kommen. Engmaschige Absprachen mit den Kollegen sind da sehr wichtig. Wir müssen uns vorweg über jeden einzelnen Arbeitsschritt Gedanken machen und noch besser vorbereitet und organisiert zu sein. Innerhalb des Teams hat uns all das aber auch noch näher aneinander gebracht, da wir Tätigkeiten vermehrt gemeinsam durchführt.

In welchem Zustand befinden sich die Covid-19-Patienten, die auf einer Intensivstation behandelt werden? Wie intensiv ist die Pflege eines an Corona erkranken Patienten?
Die Covid-Patienten bei uns im Stadtkrankenhaus haben unterschiedliche Krankheitsverläufe: Dem einen ist mit einer hohen Sauerstoff-Gabe plus Übernahme der Grundbedürfnisse des täglichen Lebens wie z.B. Körperpflege, Nahrungsaufnahme, Kommunikation geholfen. Die meisten jedoch kommen in einem sehr kritischen akuten Stadium der Krankheit zu uns, was sich in Form von extremer Atemnot zeigt, die nur mit Beatmung (NIV/Invasive Beatmung, Bauchlagen) therapieren lässt. Dies ist sehr kräftezehrend für den Patienten und meist hat man wirklich nur noch die Chance, diesen schwer erkrankten Patienten in eine Fachklinik zu verlegen, in der Hoffnung, das eine extrakorporale Lungenersatztherapie das Leben des Patienten rettet. Haben sie diese Therapie überwunden, werden die Patienten zu uns zurückverlegt. Dieses Stadium der Erkrankung bedeutet für uns Pflegekräfte aber auch für den Patienten noch einmal einen maximalen Arbeitsaufwand, um den Patienten wieder zurück ins Leben und in die Genesung zu führen. Eines haben alle Patienten gemeinsam: Sie haben alle große Angst vor dem, was kommt oder auch aktuell mit ihnen geschieht. Durch diese Zeit müssen sie ohne Unterstützung ihrer Angehörigen gehen, da ein absolutes Besuchsverbot besteht. Zum Telefonieren mit ihren Liebsten fehlt oft die Kraft.

Wie geht Ihr Team mit dem Risiko um? Haben Sie Angst vor Corona?
Wir haben alle Angst vor einer Ansteckung, trotz der strikten Einhaltung der Hygienemaßnahmen, und wir hoffen auf einen baldigen Impfschutz. Dankbar sind sie auch für die Bereitstellung der Material-Ressourcen und die personelle Verstärkung. Ich als Teamleitung bin sehr dankbar und auch sehr stolz auf jeden einzelnen Mitarbeiter/in, denn gerade in dieser kritischen Zeit ist es unabdingbar, sich auf das Team verlassen zu können. Alle denken füreinander und für den Patienten. Ein Zusammenhalten wird gelebt.

Was belastet Sie persönlich im Moment am meisten?
Uns als Team belastet es derzeit am meisten, dass wir bedingt durch das Arbeiten mit Covid-Patienten unsere Familien nicht sehen können bzw. anders mit ihnen umgehen. Die Angst, das Virus mit nach Hause zu bringen oder auch selbst so zu erkranken, wie die Covid-Patienten auf unserer Station, ist immer präsent. Auch die Angst, jemanden durch Covid verlieren zu können, der einem nahesteht, begleitet uns alle.

Schaffen Sie es am Ende eines langen und anstrengenden Arbeitstages Ihre Arbeit auszublenden und daheim etwas zur Ruhe zu kommen?
Corona lässt sich auch mit Verlassen des Krankenhauses nicht ausblenden. Überall wird es thematisiert und ist Tag und Nacht präsent durch Medien oder Gespräche miteinander. Die Bilder der Covid-Patienten im Kopf – die bleiben und begleiten uns alle auch nach Dienstende weiter. Hat man alles erledigt? Wie mag es dem Patienten gehen? Wird er morgen noch da sein? Oft wird man gefragt: „Wie ist das bei Euch auf Station?“ Auch dies macht es schwierig, von der Arbeit abzuschalten. Aber: Wenn man sieht, dass es dem Patienten besser geht, dass all das, was man „investiert“ hat an Herzblut, Kraft und fachlichem Wissen, auch Liebe am Beruf, uns wachsen lässt und uns Mut und Kraft gibt, weiter zu machen. In der Hoffnung, so  seine Ängste um Covid zu überwinden.

Ihre Botschaft von einer Covid-Intensivstation in die Welt:
BITTE seid nicht blind oder taub!!! Wir können die Querdenker und auch Corona-Leugner nicht verstehen! Corona ist keine Grippe – Corona ist eine schlimme Viruserkrankung, und das ist Realität! Nichts ist wichtiger als Gesundheit und Überleben! Bitte lebt die Corona Regeln, bleibt zuhause und lasst euch impfen! Dann können wir alle schneller wieder „normal“ leben.

Bildunterzeile: (v.l.) Maria Belen Cespon-Perez (Teamleiterin Intensivpflege), Sabrina Stange (Gesundheits-und Krankenpflegerin) und Sven Dannenhaus (Fachpfleger) appellieren an die Bürger, mit dem Einhalten der Corona-Regeln bei der Eindämmung der Pandie mitzuhelfen.

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