Praxiswechsel im Zentrum

Rückblick auf 30 Jahre Innere Medizin in Korbach:
Dr. Gerhard Eschenhagen in den Ruhestand verabschiedet

Nach drei Jahrzehnten selbstständiger Tätigkeit in seiner Praxis in der Korbacher Innenstadt hat sich Internist Dr. Gerhard Eschenhagen in den Ruhestand verabschiedet. Bereits vor einem Jahr hatte er seine Praxis für Innere Medizin in die Hände des Medizinischen Versorgungszentrums Korbach gegeben. „Damit konnte ich zum einen bereits etwas ruhiger treten und zum anderen wurde so eine adäquate Nachfolgeregelung der Praxis und Übernahme der Mitarbeiter geschaffen“, erläutert der Facharzt seine Entscheidung. Mit seinem Ausscheiden halten fortan die Krankenhausärzte Dr. Frank Reinhardt (Gastroenterologie und Diabetologie) und Serguei Korboukov (Kardiologie) Sprechstunden in den Praxisräumen in der Flechtdorfer Straße ab.

„Während meiner Zeit als Arzt im Universitätsklinikum Steglitz hatte ich oftmals die Gelegenheit, unseren Chefarzt in der Diabetes Ambulanz zu vertreten. Hierbei habe ich die Vorteile der ambulanten Medizin umfangreich kennen und lieben gelernt“, resümiert Dr. Eschenhagen. Dabei sei der Wunsch in ihm gereift, seine weitere Tätigkeit nicht im Krankenhaus, sondern selbstständig in einer Arztpraxis fortzuführen. „Durch solch eine langfristige Beziehung zum Patienten wird es möglich, einen ganzheitlichen Behandlungsansatz zu finden.“ Durch eine Annonce im Ärzteblatt sei er seinerzeit auf Korbach aufmerksam geworden. „Wir hatten von der Stadt schon gehört, da die Tempelhofer Hugo-Gaudig-Schule in Berlin, in der meine Frau seinerzeit als Lehrerin arbeitete, eine Partnerschule in Korbach hatte. Das trug zu einer leichten Entscheidung bei“, so der Arzt.

Nach dem Ausbau der Praxisräume begann Dr. Eschenhagen am 1. Juni 1989 seine Tätigkeit als Internist in der Flechtdorfer Straße. „Die Arbeitsbedingungen der Hausärzte waren vor drei Jahrzehnten etwas anders gelagert, gerade auch im Bezug der Notfallbetreuung“, erinnert sich der Mediziner. „Zunächst musste der Notdienst von jeder Praxis selber geleistet werden und jeder Arzt hatte jede Nacht Rufbereitschaft für seine Patienten. Dann etablierten sich um die Korbacher Hausärzte herum zwei sogenannte Vertreterkreise. In dem einen waren die alteingesessenen Ärzte, in dem anderen die Zugereisten, welchem auch ich angehörte. Es war die Zeit, in der es einen Ärzteüberschuss gab. Entsprechend gab es bei vielen Kollegen Bedenken, dass im Notdienst Patienten von einem zum anderen wechseln würden. Trotzdem war die Einrichtung dieser Notdienst-Ordnung eine große Erleichterung für die einzelnen Kollegen. Es gab ja noch keine Handys, so dass während meiner Notdienste immer meine Frau Renate am Tag und auch in der Nacht an unserem Hausanschluss bereit sein musste, um die Patienten-Anrufe entgegenzunehmen. Das machte sie neben ihrem Fulltime-Job als Lehrerin in Adorf, dann Frankenberg und Korbach. Somit konnte ich während des Hausbesuches vom Apparat der Patienten zurückrufen, um nach den nächsten Besuchen zu fragen. Dadurch ersparte man dem Patienten eine längere Wartezeit und einem selbst eine weitere Autofahrt.“ Besonders in Erinnerung geblieben sei ihm ein Hausbesuch nachts im Winter in Marienhagen: „Hier war alles so verschneit, dass ich zunächst mit dem Handfeger die Straßenschilder freimachen musste, um mich zu orientieren, denn ein Navigationssystem gab es auch noch nicht. Der gesamte Besuch dauerte dann fast zwei Stunden“, erinnert sich Dr. Eschenhagen.

Auch EDV-Systeme seien in den 1980iger Jahren in Arztpraxen noch nicht üblich gewesen, so dass in der Praxis mit einem klassischen Karteikartensystem gearbeitet wurde. Die Rezepte wurden bis auf die Stammdaten noch mit der Hand geschrieben. „Erst ab 1991 begannen wir dann schrittweise die Umstellung auf eine Praxis-EDV. Bis dahin mussten alle Rechnungen und auch Arztbriefe mit der Schreibmaschine verfasst werden“, berichtet Dr. Eschenhagen. Von Beginn an bot die internistische Praxis den Patienten ein umfangreiches Spektrum an: Magen-und Darmspiegelung, Ultraschall Untersuchungen vom Bauch und von den Halsorganen, Langzeit-und Belastungs-EKG sowie Schilddrüsenuntersuchungen und insbesondere auch die Behandlung von Diabetikern. „Ab 1991 begannen wir auch mit der Ausbildung von Medizinischen Fachangestellten, die damals noch Arzthelferinnen genannt wurden, insgesamt waren es dann um die zwanzig. Heute sind viele von ihnen wertvolle Mitarbeiterinnen in den Korbacher Praxen, aber auch in anderen Ortschaften“, dankt Dr. Eschenhagen seinen langjährigen Mitarbeiterinnen. Und damit nicht genug: „Zeitgleich neben der Etablierung der Praxis gründete ich gemeinsam mit Unterstützung von Betroffenen eine Selbsthilfegruppe für Diabetiker, die sich später dann dem Deutschen Diabetiker Bund angeschlossen hat. Im Jahre 1997 wurden wir Diabetologische Schwerpunktpraxis.“ Über mehr als 30 Jahre hinweg pflegte die Praxis eine intensive Zusammenarbeit mit den verschiedenen Fachabteilungen des Korbacher Krankenhauses. „Besonders bedanken möchte ich mich für die gute kollegiale Zusammenarbeit bei den Chirurgen Dr. Krämer, später Dr. Jäger und Dr. Klotz und vor allem beim Internisten und heutigen Ärztlichen Direktor der Klinik Dr. Schneider. Durch diese enge Vernetzung war es nur folgerichtig, dass es im vergangenen Jahr zu einem Anschluss der Praxis an das Medizinische Versorgungszentrum des Korbacher Krankenhauses kam“, berichtet Dr. Eschenhagen. So sei die Möglichkeit geschaffen worden, die ambulante internistische Versorgung in Korbach weiterhin zu gewährleisten. „Statt Diabetologie und Endokrinologie wird jetzt der Schwerpunkt mehr auf die Kardiologie und Gastroenterologie liegen“, erläutert Sassan Pur, Geschäftsführer des Stadtkrankenhauses und MVZ. „Ich danke Dr. Eschenhagen herzlich für sein Engagement und wünsche ihm für seinen neuen Lebensabschnitt alles erdenklich Gute!“ Wichtig sei es Pur und Dr. Eschenhagen vor allem gewesen, dass der Standort zur Gesundheitsversorgung der Patienten erhalten bleibe. Zum Ende seiner beruflichen Tätigkeit erfüllt es Dr. Eschenhagen „mit Stolz und Freude, dass der vor drei Jahrzehnten begonnene Praxisaufbau und die etablierten Versorgungsstrukturen zum Wohle der Patienten weiterhin in die Zukunft weisen können.“ Im Ruhestand bleibe ihm nun mehr Zeit für die Familie, das Segeln auf dem schönen Edersee, Skifahren in Willingen und den Rotary Club Korbach-Bad Arolsen. „Unseren Umzug von Berlin nach Korbach haben wir nicht bereut. Wir konnten hier wunderbare Freunde gewinnen, viele interessante Menschen kennenlernen und eine richtig neue Heimat finden!“

 

Bildunterzeile:
Aufgrund der andauernden Corona-Pandemie übereichte Klinik- und MVZ-Chef Sassan Pur in kleiner Runde einen Präsentkorb und wünschte Dr. Eschenhagen für den weiteren Lebensweg viel Gesundheit und Zeit für die schönen Dinge des Lebens.

(Foto: Stadtkrankenhaus Korbach)

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