Stroke Unit am Stadtkrankenhaus

Schlaganfall: Wettlauf gegen die Zeit

Nach Krebs-Erkrankungen und Herzinfarkt ist der Schlaganfall deutschlandweit die dritthäufigste Todesursache. Bei Verdacht auf einen Schlaganfall sollten Patienten möglichst schnell in einer Stroke Unit versorgt werden. In diesen speziellen Schlaganfall-Einheiten arbeitet ein Team verschiedenster Fachärzte wie Neurologen, Kardiologen, Neuro- und Gefäßchirurgen sowie Radiologen (Röntgenfachärzte) eng zusammen und erstellt ein individuelles Behandlungskonzept von der schnellen Akuttherapie bis zur frühen Rehabilitation.

„Für Schlaganfallpatienten bedeutet dies eine verbesserte Überlebenschance von bis zu 25 Prozent und Folgeschäden können oftmals verhindert werden“, weiß Dr. Arved-Winfried Schneider, Ärztlicher Direktor im Stadtkrankenhaus Korbach. In der 2016 gegründeten Stroke Unit des Korbacher Krankenhauses werden jährlich etwa 300 Schlaganfallpatienten behandelt. „Eingeliefert werden bei uns erheblich mehr, aber zum Glück bestätigt sich der Verdacht auf den Hirninfarkt nicht immer“, so Schneider.

Bei der Diagnose Schlaganfall zähle jede Minute. Akute Schlaganfälle werden oft mit der sogenannten Lysetherapie behandelt. Hierbei wird Patienten eine Infusion mit einem Enzym gegeben, welches das Blutgerinnsel in den Blutgefäßen des Gehirns auflöst. Da diese Therapie sehr schnell eingeleitet werden muss und Betroffene dafür sorgfältig ausgewählt werden müssen, sind sie in einer Stroke Unit am besten aufgehoben.

Je eher mit der gezielten Behandlung begonnen werden kann, desto weniger Folgeschäden seien am Gehirn zu erwarten. Laut Dr. Schneider sei es dafür auch immens wichtig, dass das persönliche Umfeld des Patienten bereits erste Anzeichen eines möglichen Schlaganfalls frühestmöglich erkenne. Laien können sich dabei den „FAST-Test“ zu Nutze machen und schnell erkennen, ob ein Verdacht auf Schlaganfall vorliege.

Bei Verdacht auf Schlaganfall Notruf 112 wählen
Die Buchstaben stehen dabei für „Face – Arms – Speech – Time“ (Gesicht – Arme – Sprache – Zeit). „Fallen Angehörigen im Bewegungsablauf oder der Sprache ungewöhnliche Sonderheiten auf, sollten sie die betroffene Person bitten zu lächeln, die Arme nach vorne zu strecken und einen einfachen Satz nachzusprechen. Können eine oder mehrere Aufgaben nicht erfüllt werden, sollte umgehend unter der Telefonnummer 112 der Rettungsdienst verständigt werden“, erklärt Dr. Schneider. Mit jeder Minute, die ungenutzt verstreiche, nehme das Gehirn zusätzlichen Schaden.

Neben der im Stadtkrankenhaus implementierten Neurochirurgie kommt Schlaganfallpatienten zudem auch die Zusammenarbeit im Bereich der Teleneurologie mit dem Klinikum Kassel zu Gute. Über das sogenannte Neuro-Netz Mitte steht per Videokonferenz rund um die Uhr ein Neurologe bereit und kann so die differenzierte neurologische Untersuchung von Schlaganfallpatienten begleiten und auch direkt mit dem Patienten in Kontakt treten. „Unsere Klinik hat den Vorteil eines am Haus niedergelassenen Neurologen, mit dem wir bereits seit Jahren in sehr guter und enger Kooperation zusammen arbeiten“, erläutert Dr. Schneider. „Ergänzend bietet uns die Teleneurologie den Vorteil, rund um die Uhr von dem spezifischen neurologischen Wissen der Kollegen in Kassel zu profitieren.“

Der Schlaganfall sei überwiegend eine Erkrankung des Alters. „Hoher Blutdruck, Rauchen, Diabetes mellitus oder Vorhofflimmern sind ernst zu nehmende Risikofaktoren“, so der erfahrene Mediziner. Erleiden jüngere Menschen einen Schlaganfall, lägen die Gründe oftmals bei angeborenen Krankheiten, Verletzungen der Arterien oder würden durch Drogenkonsum verursacht.

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