App rettet Leben

Neue App kann Leben retten:

Stadtkrankenhaus testet erste App für Tele-Intensiv-Medizin

Mit dem Ziel intensivmedizinische Versorgungsstrukturen im ländlichen Raum weiter auszubauen, wurde in Zusammenarbeit des Klinikums Kassel und des Universitätsklinikums Frankfurt mit dem Würzburger Innovationslabor Awesome Technologies die erste digitale tele-intensivmedizinische Plattform entwickelt. Im Stadtkrankenhaus Korbach wird die neue innovative APP bereits an drei Patienten wöchentlich getestet.

„Die neue App ermöglicht mittels Tablets eine schnelle, unkomplizierte Vernetzung großer Kliniken mit kleineren Krankenhäusern im ländlichen Raum“, erläutert Dr. Michael Tübben, Chefarzt der Anästhesie und Intensivabteilung im Stadtkrankenhaus Korbach. Denn gerade in den eher kleineren Häusern des ländlichen Raums müssten deutschlandweit häufig Intensivpatienten zu größeren Einheiten, den so genannten Maximalversorgern, weiter verlegt werden. „Nicht alle Kliniken sind so gut aufgestellt wie wir und können rund um die Uhr Ärzte mit der Zusatzqualifikation in der speziellen Intensivmedizin ausweisen. Mehr als die Hälfte der ärztlichen Kollegen meiner Abteilung haben diese Zusatzbezeichnung durch Prüfung erhalten“. Hier soll die neue App Abhilfe schaffen und besondere Expertise für intensivmedizinisch behandelnde Abteilungen auf dem kleinen Dienstweg in ihrer Arbeit zu unterstützen. Unter Berücksichtigung des Datenschutzes können wichtige Laborbefunde, Röntgenbilder, Medikamentenpläne, Beatmungs- oder Patientenkurven rasch und sicher übertragen werden. „Dies kann in dringenden Fällen live per Chat, Audio- oder Video-Telefonie erfolgen und ermöglicht so schnelle Entscheidungen direkt am Patientenbett“, so Dr. Tübben. In weniger kritischen Fällen kann die enge Kooperation und konsultative Mitbetreuung die Betreuung vor Ort unterstützen. Eine für den Patienten belastende Verlegung zu einem Maximalversorger könne dann ggf. umgangen werden. Diese wohnortnahe intensivmedizinische Versorgung entlaste daher auch die betroffenen Angehörigen.

Das Stadtkrankenhaus Korbach und das Klinikum Kassel erproben die APP namens „Tele-ITS-Hessen“ im Rahmen einer tele-intensivmedizinischen pharmakologischen Visite. „Aufgrund der guten persönlichen Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Ralf Muellenbach (Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am Klinikum Kassel und Leiter des Projekts) haben wir gemeinsam dieses Projekt gestartet, weitere Verbesserungen an der App mit den Entwicklern zur Programmierung getestet und die ärztlichen Belange einer solchen App (usability interface-Beratung) durchgeführt, sodass nun eine einsatzfähige App zur Verfügung steht“, freut sich Dr. Tübben. „Durch das System lernen wir miteinander und voneinander.“ Die Einsatzmöglichkeiten der App seien laut Dr. Tübben nahezu unendlich. So sei sie auf der Intensivstation neben Notfällen auch generell für die tägliche Visite oder Einholen einer ärztlichen Zweitmeinung geeignet. Aber auch darüber hinaus könne die App in anderen Krankenhausbereichen oder auch bei Covid-19 Patienten zum Einsatz kommen. Anders als bei der Tele-Neurologie oder Tele-Radiologie, bei der bisher hohe Investitionskosten im 6-stelligen Bereich für die Infrastruktur in der jeweiligen Klinik nötig sind, reicht bei diesem Ansatz ein Tablet, die entsprechende App und der eingerichtete VPN-Datentunnel für den medizinischen Austausch am Patientenbett. „Sicherlich ein Aspekt, der für viele Kliniken interessant sein dürfte“, weiß Sassan Pur, Geschäftsführer des Stadtkrankenhaus Korbach. „Als gut aufgestelltes Haus in Korbach kennen wir die Herausforderungen der Gesundheitseinrichtungen ländlicher Regionen. Aufgrund der demografischen Entwicklung kommt gerade den Krankenhäusern eine immer bedeutendere Rolle zu. Aus diesem Grund ist uns das Mitwirken an Erforschung und Umsetzung neuer Möglichkeiten einer optimalen Gesundheitsversorgung enorm wichtig.“

 

Bildunterzeile:
Dr. Michael Tübben, Chefarzt der Anästhesie und Intensivabteilung, testet die neue APP im Stadtkrankenhaus Korbach.
(Foto: Stadtkrankenhaus Korbach)

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