Fuß-Amputation vermeiden

Vortrag über Wundversorgung

Jährlich wird rund 40.000 Menschen in Deutschland ein Fuß amputiert – die Ursache dafür ist häufig das diabetische Fußsyndrom. Viele der Eingriffe ließen sich jedoch bei frühzeitiger und qualifizierter Behandlung vermeiden. Wie, darüber klärt der Vortrag „Das Diabetische Fußsyndrom – Ursachen und Therapieoptionen“ am nächsten Dienstag, 11. Juni, im Stadtkrankenhaus Korbach auf.

Der offene Fuß, wie das Syndrom im Volksmund auch genannt wird, ist eine Folgeerkrankung von Diabetes mellitus. In seinem Vortrag „Bedeutung der Blutzuckereinstellung und des Erkennens der Nervenleitstörung (Polyneuropathie) beim Diabetischen Fußsyndrom“ geht Dr. Frank Reinhardt, Chefarzt für Gastroenterologie und Innere Medizin am Korbacher Krankenhaus, besonders auf diese Zusammenhänge ein.

Das Krankheitsbild sei deshalb so gefährlich, weil es oft zu spät erkannt werde, informieren die Experten im Stadtkrankenhaus Korbach. „Diabetiker verspüren aufgrund geschädigter Nerven häufig keine oder kaum Schmerzen“, erklärt Dr. Reinhardt. Verletzte Haut oder kleine Wunden werden so nicht oder erst sehr spät wahrgenommen. „Und genau da liegt das Problem“, ergänzt Jan Schumacher, Oberarzt Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie.

„Menschen, die unter der Stoffwechselstörung leiden, haben oft eine schlechtere Wundheilung.“ Während ein kleiner Riss, den man sich beim Barfußlaufen zuzieht, oder eine Druckstelle aufgrund falscher Belastung für einen Gesunden vielleicht kurzfristig unangenehm ist, können die Folgen für Diabetiker fatal sein. So dringen selbst durch kleinste Verletzungen Erreger in die Haut ein und entwickeln sich bei Betroffenen leicht zu einem Druckgeschwür. Verschärft werde die Situation dadurch, dass sich Infektionen bei Zuckerpatienten aufgrund von Durchblutungsstörungen noch schneller ausbreiten.

In dem Vortrag gehen die Wundexperten daher auch auf die Warnzeichen eines diabetischen Fußsyndroms ein, erklären, wie man Druckgeschwüren vorbeugt oder bereits aufgetretene behandelt. Wichtige Voraussetzung neben einem optimal eingestellten Diabetes mellitus ist zudem die an die Wundsituation angepasste Schuhversorgung.

„Unser oberstes Ziel aller Maßnahmen im Korbacher Krankenhaus ist es, Amputationen zu vermeiden“, berichtet auch Dr. Iris Schumacher, Fachärztin in der Abteilung Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie. Sollte eine Amputation unumgänglich sein, werde versucht diese auf Teile des Fußes zu beschränken und das Gewebe zum Abheilen zu bringen, um die sichere Gehfähigkeit des Patienten zu erhalten.

Zu diesem Zweck forschen die Ärzte in der Korbacher Klinik auch nach neuen Behandlungsmöglichkeiten. „Wir haben bei der Wundversorgung sehr gute Erfahrungen mit der Kombination einer speziellen antibakteriellen Spüllösung zusammen mit der Verwendung eines Polyethylen-Schaums gemacht“, informiert Jan Schumacher. Ihre Forschungsergebnisse haben die Ärzte bereits im vergangenen Jahr beim Deutschen Wundkongress vorgestellt.

Inhalt der Forschungsarbeit war die spezielle Wundbehandlung von zwei Patienten mit Diabetischem Fußsyndrom. Beide hatten chronische, großflächige Wunden an den Beinen, die aufgrund der Wundausdehnung von einer Amputation bedroht waren. Im Rahmen des Forschungsprojektes wurden die Wunden mit einer kombinierten Therapieaus einer antibakteriellen Spüllösung und einem spezifischen Wundverband über mehrere Wochen hinweg am Stadtkrankenhaus Korbach behandelt.

„Die Kombinationstherapie hat sich als ausgesprochen erfolgreich erwiesen“, so Jan Schumacher. „Der Wundheilungsprozess führte zu einer raschen und deutlichen Besserung des Ausgangsbefundes. Beide Patienten blieben von einer Amputation des Fußes verschont und konnten die Klinik mobil und nahezu schmerzfrei verlassen.“ Aktuell arbeite man an einer größeren Studie in Zusammenarbeit mit dem Hersteller der antibakteriellen Spüllösung.

Die Vortragsveranstaltung für Patienten und Interessenten beginnt um 19 Uhr im Vortragsraum (3. OG, Neubau) des Stadtkrankenhauses Korbach. Die Veranstaltung ist kostenlos und eine Anmeldung nicht erforderlich. Im Anschluss an die Vorträge gehen die Referenten Dr. Frank Reinhardt, Jan Schumacher und Dr. Iris Schumacher auf persönliche Fragen der Besucher ein.

Nach oben scrollen